Schnitt # stellen: Sozialwissenschaftliche (kultur- und medienpädagogische) Forschung
Iwan Pasuchin
Die Perspektive der sozialwissenschaftlichen Forschung sowie kultur- und medienpädagogische Aspekte wurden in das schnitt # stellen-Projekt von PD Dr. Iwan Pasuchin eingebracht. Dabei ging er vorrangig folgender Forschungsfrage nach: Welche spezifischen Ziele der Arbeit an den Schnittstellen zwischen der Medienpädagogik sowie der Kulturellen Bildung lassen sich unter Einsatz welcher konkreten Zugänge zum Projektunterricht am ehesten erreichen?
Erhebungsmethoden
Als Erhebungsmethoden kamen beim ersten Praxisprojekt (Schuljahr 2018/19) nicht-teilnehmende Beobachtungen inklusive der schriftlichen Dokumentation der Prozesse zum Einsatz, die im Verlauf der Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstler*innen und den Schüler*innen zu verzeichnen waren. Zusätzlich führte eine externe Expertin (Aida Tuhcic) zwei Gruppendiskussionen mit ausgewählten Schüler*innen durch, zu denen sie eine Analyse vorlegte, die auf der Dokumentarischen Methode basiert. Beim zweiten Praxisprojekt (September 2019 bis März 2020) erfolgte eine Schwerpunktverlagerung auf teilnehmende Beobachtungen und autoethnographische Zugänge. Auf Basis eines gemeinsam mit den Künstler*innen (Sonja Prlić und Karl Zechenter) entwickelten Rahmenkonzeptes leitete Iwan Pasuchin den Unterricht mit zwei Teilgruppen und führte dazu ein Forschungstagebuch, in das er ebenso Zusammenfassungen der Reflexionsgespräche mit den Mitwirkenden sowie Analysen ihrer (Zwischen-)Produkte integrierte. Als zusätzliches drittes Praxisprojekt erprobte Pasuchin im Zuge des ersten Lockdowns ein eigenes Vermittlungskonzept im Rahmen eines Lehrpraxis-Kurses an der Universität Mozarteum, der in Distanzlehre mit (Musik-)Studierenden stattfand und setzte es mit der gleichen Gruppe an jener Schule um, mit der am zweiten Praxisprojekt gearbeitet wurde (Durchführungszeitraum Anfang Mai bis Ende Juni 2020). Ausführliche Unterrichtsmaterialien dazu – Lernvideos, Handouts, Musterbeispiele und Übungsdateien – wurden frei im Internet zur Verfügung gestellt (siehe medialab.moz.ac.at/forschung/corona-projekt). Auch die Prozesse der Entwicklung und Realisierung dieses Konzepts wurden schriftlich dokumentiert. Außerdem setzte ebenso ein anderer Lehrender (Johann Öttl) die Materialien in seinem (Distanz-)Unterricht an einer weiteren Schule ein, wozu er ebenfalls ein Forschungstagebuch verfasste und ein Interview gab.
Aufbereitung und Auswertung
Im Zuge der Aufbereitung wurden innerhalb der zur Verfügung stehenden Unterlagen (Beobachtungsprotokolle, Forschungstagebücher sowie Transkripte der Interviews und Gruppendiskussionen) im Hinblick auf die Forschungsfrage relevante Aussagen kodiert. Als zentrale Auswertungsmethoden dienten folgende ‚basale‘ Herangehensweisen der qualitativen Sozialforschung: Erstens kontrastierende Gegenüberstellungen von Einzelfällen und zweitens die Triangulation unterschiedlicher Perspektiven sowie Sichtweisen. Zusätzlich zu den Analysen der oben besprochenen Prozesse wurden in die Auswertung auch die Beobachtungen zu jenen Projekten integriert, auf denen der Fokus der (auf ein vorangegangenes Forschungsvorhaben bezogenen) Habilitationsschrift von Iwan Pasuchin ‚Kreative Kollisionen‘ lag.
Publikationen
Im Detail sind die Forschungsergebnisse in folgenden drei Artikeln vorgestellt, die 2022 in renommierten Fachzeitschriften aus dem Bereich der allgemeinen, der Medien- und der Kulturpädagogik (auf Basis von Peer-Review-Verfahren) veröffentlicht wurden bzw. werden:
- Pasuchin, I. (2022). Erfahrungs-, (Kunst-)Werk- und Vermittlungsorientierung. Konkrete Zugänge zum medien- und kulturpädagogischen Projektunterricht im empirischen Vergleich. MedienPädagogik (Occasional Papers). doi.org/10.21240/mpaed/00/2022.02.08.X
- Pasuchin, I. (2022). „Je professioneller das Produkt aussieht, desto weniger haben die Kinder selbst gemacht“ – Plädoyer für einen pragmatistischen Umgang mit kulturpädagogischen Dilemmata. Kulturelle Bildung Online. www.kubi-online.de/artikel/je-professioneller-produkt-aussieht-desto-weniger-haben-kinder-selbst-gemacht-plaedoyer
- Pasuchin, I. (2022). Potenziale (und Grenzen) Pragmatistischer Praxisforschung am Beispiel der wissenschaftlichen Begleitung kulturpädagogischer Projekte. Bildungsforschung, 22/2. https://bildungsforschung.org (in Druck)
Kurzfassung zentraler Forschungsergebnisse
Die zentralen Erkenntnisse hinsichtlich der Forschungsfrage können folgenderweise knapp zusammengefasst werden: Die Potenziale eines Zugangs zur Projektarbeit an den Schnittstellen zwischen der Medienpädagogik sowie der Kulturellen Bildung, dessen Schwerpunkt auf persönlichemErfahren künstlerischer Prozesse liegt, besteht in der Auseinandersetzung mit Neuem und Fremdem sowie der Erschließung theoretischer Kenntnisse. Die Vorteile eines auf die gemeinsame Erarbeitung und Aufführung von Kunstwerken abzielenden Projektansatzes bestehen in den davon ausgehenden Chancen der Umsetzung der Ideen der Beteiligten sowie der öffentlichen Präsentation und der breiten Rezeption der Ergebnisse. Die vermittlungsorientierte Herangehensweise an den Projektunterricht bietet besondere Möglichkeiten zum Erwerb sowohl ästhetisch-formaler als auch instrumenteller Fähigkeiten und weist darüber hinaus Vorzüge im Hinblick auf die Reproduzierbarkeit bzw. Übertragbarkeit entsprechender Konzepte auf.